Vor dem ersten do or die Spiel der Saison gilt es einen kurzen Blick zurück auf das Spiel gegen Oldenburg, speziell die Auseinandersetzung zwischen Alex Renfroe und Sasa Obradovic, aber vor allem auf das bevorstehende Pokalspiel zu werfen. In bewegten Bildern kommen Spieler und Coach ausführlich zu Wort.

Am Mittwoch, 18.02.2015, 20:00 Uhr, O2 world, kommt es für Alba Berlin beim Qualifikationsspiel für das Pokal-Top4 in Oldenburg zum ersten sog. Do-or-die-Spiel der Saison, wenn man mal den BEKO BBL Championscup mit seinem geringen sportlichen Wert aussen vor lässt. Alba Berlin ist der amtierende Pokalsieger, hat den Titel in den letzten beiden Jahren errungen und das „triple“ ist eines der festen Ziele der Saison. Zu Gast ist am Mittwoch ein Gegner aus München, den man woh zurecht als eines der heissesten Teams der Stunde bezeichnen kann. Die Gäste haben nicht nur ihre letzten fünf Spiele allesamt gewonnen, sondern auch aus den letzten 10 Partien neun Siege geholt, nur gegen das neuformierte Team aus Bamberg gab es eine deutliche Niederlage, für die man sich allerdings im Eurocup ebenso deutlich revanchieren konnte. Mit den Münchnern und Alba Berlin treffen die beiden offensiv stärksten Teams der Liga aufeinander, wobei das Team aus dem Süden leicht die Nase vorn hat. In der Defensive sind die Vorzeichen umgekehrt.
Während die Münchner Formkurve national wie international aktuell nach oben geht, fiel Alba Berlin in letzter durch relativ große Schwankungen auf. Ein Auswärtssieg beim amtierenden Euroleague Champion Maccabi Tel Aviv, den man dessen eigener Halle unter 60 Punkte halten konnte, wird eingerahmt von zwei aktuellen Niederlagen auf nationaler Ebene in Frankfurt und am Wochenende in der Max-Schmeling-Halle gegen Oldenburg, bei denen man 87 bzw. 89 Punkte kassierte. Alba Berlin hat das Potenzial auch sehr starke Gegner effektiv am punkten zu hindern, ruft dieses Potenzial aber nicht regelmäßig komplett ab. Somit stellt sich die spannende Frage, welches Gesicht die Gastgeber bei der Partie am Mittwoch zeigen wird. Die beiden bisher gewonnenen Begegnungen gegen München lassen dafür keine Rückschlüsse zu. Diese fanden im Frühherbst letzten Jahres statt, sind zu lange her, zu sehr haben sich die Teams seither gewandelt.
Das Gesicht, das Alba zeigen wird, ist fraglich, was man von den Münchnern erwarten kann, ist schon klarer. Der amtierende Titelträger der BBL hat vor der Saison nochmals mehr Geld in die Hand genommen und den ansich schon sehr guten Meisterschafts-Kader nochmals verstärkt. Direkt unter dem Brett hat der serbische Vize-Weltmeister Vladimir Stimac seinen Platz und räumt dort kompromisslos auf. Etwas weiter von aussen agiert mit Dusko Savanovic einer der lt Sasa Obradovic besten Power Forwards Europas. Da er sowohl über einen sicheren Distanzwurf bis jenseits der Dreierlinie verfügt, aber auch nah am Brett abschließen kann, ist er schwer zu verteidigen. Für eine Überraschung sorgten die Münchner mit der Verpflichtung des erst 21-jährigen serbischen Talents Vasilije Micic für die Aufbauposition. Mit Anton Gavel hat man nicht nur den wohl leistungsstärksten Spieler mit deutschem Pass der letzten Jahre, sondern auch die wohl flachste Dreierkurve der Welt verpflichtet. Eine untergeordnete Rolle im Kader spielt der wieder verpflichtete Berliner Jan Jagla, aber für einen wichtigen Dreier ist er auch immer mal gut. Zu diesen Neuzugängen gesellen sich noch einige gute, alte Bekannte, die meisten mit Berliner Vergangenheit, wie Schaffartzik, Staiger, Dedovic, Taylor oder Idbihi und der verlässliche Fels in der Zone John Bryant.
Wenn man die Münchner ist Laufen kommen lässt, hat kaum ein Team eine Chance, einen offensiven shoot out gegen sie zu gewinnen. In den letzten drei Spielen haben sie zusammen genommen 50 Dreier (also knapp 17 pro Spiel) getroffen, bei einer Quote von knapp 55 %. Allerdings muss man das auch ein wenig relativieren. Die drei Gegner Hagen, Tübingen und Ludwigsburg gehören nun wahrlich nicht zu den defensiv starken Teams der Liga. Es wäre zu kurz gedacht, die Münchner nur auf ihre Offense zu reduzieren. Auch die Defense, die zu Saisonbeginn riesige Lücken aufwies und trotz sehr ordentlicher Offense das Weiterkommen in der Euroleague gekostet hat, wird nach und nach immer besser. Mit Gavel und Taylor hat man auch ausgewiesene Experten dafür auf den Aussenpositionen, unterm Korb stellt John Bryant mit seiner Masse und Größe ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. Inzwischen sind die Münchner als Team gefestigt, Ausfälle wie der aktuell von Dedovic werden – auch dank des enorm tiefen Kaders – ohne größere Probleme weg gesteckt.
Für Alba gilt es, das Spiel langsam und zäh zu machen, viel Druck aufzubauen, den Gegner ständig zu beschäftigen. Unter Druck hat München in dieser Saison ab und an schon mal Schwächen gezeigt, so z.B. im Ligaspiel in Bamberg. Besonders gut muss man auch an der Dreierlinie verteidigen; bis auf Stimac (und Idbih, wenn er mal spielt) wirft jeder von ihnen Dreier – und trifft auch! Ganz ausschalten kann man die Offense der Münchner nie, dafür haben sie zu viele Optionen, dementsprechend wird Defense allein für Alba nicht reichen. Auch offensiv brauchen sie gegen München einen guten Tag und gute Quoten.
Vor der Spielvorbereitung auf das Pokalspiel galt es kurz noch einmal auf die Niederlage gegen Oldenburg zurück zu blicken. Im Fokus stand dabei natürlich auch die Auseinandersetzung zwischen Coach Sasa Obradovic und guard Alex Renfroe. Wer könnte sich besser dazu äussern, als der Betroffene, der auch noch etwas zum bevorstehenden Spiel gegen München zu sagen hatte:
Auch Alex King äusserte sich ausführlich über das bevorstehende Pokalspiel.
was nötig ist, um auch national wieder in die Erfolgsspur zu finden …
Gewinnen! Ich denke, die letzten beiden BBL-Spiele waren gegen Mannschaften, die man nicht unterschätzen darf. Frankfurt ist zu Hause eine starke Mannschaft, Oldenburg ist eine Mannschaft, die um die Playoffs mitspielt, seit einigen Jahren immer dabei ist. Aus den beiden Spielen muss man das Positive heraus ziehen. Wir haben im letzten Viertel gegen Oldenburg gefightet wie Wahnsinn und das müssen wir gegen Bayern natürlich von der ersten Minute an machen.
über die mentale Seite der beiden BBL-Niederlagen …
Natürlich, ist das auch eine Kopfsache; mental, physisch, da kommt alles zusammen. Da werden wir auch noch eine Schippe drauflegen müssen. Zweite Hälfte der Saison, alle Mannschaften, die wir in der Hinrunde besiegt haben, sind natürlich in der Rückrunde hoch motiviert, uns zu schlagen. Das ist dem einen oder anderen jetzt leider gelungen, aber noch ist alles im grünen Bereich.
über die eigene Defense, die zuletzt 87 bzw. 89 Punkte kassiert hat und wie man die Bayern, die zuletzt reihenweise über 100 Punkte erzielt haben, stoppen kann …
Wir müssen auf jeder Position aggressiver und intensiver verteidigen. Wir werden uns heute im Training deren Systeme ansehen und analysieren, wie man die stoppen kann. Das müssen wir dann natürlich auch im Spiel umsetzen. Sie am punkten zu hindern kann kaum einer in der Liga, aber wir müssen versuchen als Team gut zu verteidigen und daraus Energie für unsere Offense zu ziehen.
über die unterschiedlich investierte Energie in den Spielen gegen Tel Aviv und Oldenburg …
Gegen Tel Aviv hatten wir in der ersten Runde zwei Mal verloren, im dritten Spiel dachten die wahrscheinlich, ‚die schlagen wir noch mal easy‘, bei uns ganz umgekehrt, wir wollen unbedingt mal Maccabi schlagen, noch eine Schippe drauf legen. Das haben wir hingekriegt! Wir kommen zurück in die BBL, es kommt Oldenburg, wir haben die in der Hinrunde in deren Halle geschlagen, die kommen zu uns und wollen unbedingt uns schlagen und haben ihrerseits eine Schippe drauf gelegt. Und das müssen wir halt ändern, Wir müssen zu Hause ganz anders einsetzen, damit eine ganz andere Intensität rein kommt und dadurch so güt wie möglich einen guten Start hinzulegen. Bis zur Halbzeit, da lagen wir zwei hinten, sah es ja eigentlich noch ganz gut aus, im dritten Viertel fing es dann an, wo die Energie ein Stück herunter gesackt ist und das haben sie gut ausgenutzt. Und wir haben die Energie dann im vierten Viertel noch mal frei gesetzt und das Spiel noch mal hingekämpft bis auf 2, 3, 4 Punkte. Zur Energie … da ist jeder ein bisschen anders … wir versuchen als Team die Energie rein zu bringen; wir haben 13, 14 Spieler, die alle spielen können und wenn einer müde ist, dann muss er raus und dafür der nächste rein. Ein Problem des Spiels gegen Oldenburg war aber viel mehr, dass wir uns zu viel mit dem Schiedsrichtern beschäftigt haben, wir hätten uns besser auf unser Spiel konzentrieren sollen, ganz egal, ob Oldenburg auch viel mit den Schiedsrichtern geredet hat.
München und Motivation …
Gegen Bayern gibt es überhaupt keine Probleme mit der Motiviation, vielleicht der beste Gegner, der uns aktuell passieren kann, da wird jeder hoch motiviert sein. Aber natürlich spielt Bayern auch eine gute Saison bisher und haben aktuell einen guten Lauf. Wir Spieler wissen das alle und das wird uns natürlich eine gewisse Intensität im Kopf und im Körper einen extra push geben, um gegen Bayern einen Sieg zu landen! Wir können das, haben eine gute Mannschaft und werden uns konzentriert auf das Spiel vorbereiten. Wir hoffen, dass wir eine volle Bude haben werden und noch extra Energie von unseren Fans bekommen werden.
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Sasa Obradovic: „Ich bin nicht stolz darauf!“
Auch Coach Sasa Obradovic gibt ausführlich seine Einschätzung zu München und dem Pokalspiel ab und nimmt noch mal kurz Stellung zu der Aktion mit Renfroe im Spiel gegen Oldenburg:
Ein Gedanke zu „Blick zurück nach vorn – Alba Berlin vs München“