Seit einigen Tagen kribbelt es schon im Magen. Schon fast seit Wochen hat man dieses Spiel im Kopf. Alba tritt in Bamberg an. Eine größere sportliche Rivalität gibt es in der Basketball-Bundesliga kaum. In etwa 200 Berliner werden sich am Sonntag, trotzt des ungewöhnlichen Spieltermins (http://albainside.wordpress.com/2012/03/23/bundesligagipfel-im-tv-nur-zweitklassig/), auf dem Weg machen.
Dabei knüpft man als Hauptstädter in der nahen Vergangenheit keine besonders guten Erinnerungen mit der Stechert-Arena. Zu frisch sind die Wunden des vergangen Finales und im Hinterkopf spukt immer noch die historische Pleite vom 18. Dezember 2010. An jenem Abend ist in jedem Alba-Fan innerlich etwas zerbrochen. Die Art und Weise der Niederlage symbolisierte eine Schmach in noch nie erlebtem Ausmaß.
Seit dem hat sich aus Berliner Sicht jedoch einiges geändert. Trainer kamen und gingen. Vom damaligen Kader sind immerhin noch 5 Spieler bei Alba aktiv, die Leistungsträger von damals sind aber seit dem vergangen Sommer (Jenkins, McElroy, Dragicevic) oder noch früher (Marinovic) passé. Die Alba-Fans sind, zumindest wenn es gegen Bamberg geht, aus ihrer Lethargie erwacht. Selten ist die Stimmung in der o2-World so gut, wie wenn es gegen die Franken geht.
Beim Verein aus Bamberg dagegen hat sich nicht allzu viel geändert. National sicherte sich das Team erneut den ersten Platz für die Playoffs (wenn auch mit ein paar Niederlagen mehr als in der letzten Saison). Der Pokal wurde erneut verteidigt. In der eigenen Halle wartet man gegen die nationale Konkurrenz seit nun mehr als 40 Spielen auf eine Niederlage. International schied man, mal wieder, schon in der Vorrunde der Euroleague aus.
Die nationale Übermacht scheint erdrückend. Regelmäßig sind Spiele der Brose Baskets schon fast zur Halbzeit entschieden. Insbesondere in der eigenen Halle werden die Gegner reihenweise abgefertigt. Einzig Ulm und Bayern München konnten in dieser Saison in der Stechert-Arena das Spiel halbwegs spannend gestalten.
Grund für den Erfolg sind mehrere Faktoren. Chris Fleming hat ein Team, das nicht nur in der Defensive gut zupacken kann, sondern auch in der Offensive unglaubliche viele Waffen besitzt. Kein Spieler steht im Schnitt mehr als 30 Minuten auf dem Feld. Fünf Spieler punkten durchschnittlich zweistellig, drei Spieler kratzen an der 10-Punkte Marke. Jeder Spieler, der regelmäßig eingesetzt wird, kann Dreier werfen und auch hochprozentig treffen (das Team trifft mehr als 40% seiner Würfe jenseits der 6,75 Meter-Linie). Selbst Tibor Pleiß hat in dieser Saison den einen oder anderen Wurf aus der Distanz mehr genommen. Zudem sind die Spieler sehr variabel einsetzbar: Akteure wie Gavel, Slaughter oder Suput können auch auf mehr als einer Position spielen und können damit einige Missmatches verursachen.
Meiner Meinung nach tritt unser Team aus der Hauptstadt als klarer Underdog an. Trotzt der 12 Siege in Serie und dem letzten klaren Sieg in Tübingen, zeigt die Mannschaft noch nicht konstant seine Leistung. Spiele wie das in Ulm aber auch der Sieg gegen Gießen, zeigten dass das Team noch nicht ganz das Leistungsvermögen erreicht hat, welches es im November/Dezember, vor der kleinen Krise, hatte. Will man in Bamberg bestehen, muss man die Rebounds kontrollieren, die Fastbreaks klug ausspielen und hoffen, dass die Franken keinen Sahnetag aus der Distanz erwischen. Desweiteren darf man sich von der hitzigen Atmosphäre nicht anstecken lassen (sollte besonders für DaShaun Wood gelten) und einen kühlen Kopf bewahren. Selbst wenn Bamberg zweistellig führt muss man weiterhin an seine Chance glauben und nicht nachlassen, Bayern München hat es am vergangen Sonntag vorgemacht. Persönlich wäre ich schon zufrieden, wenn man am Sonntag zeigen könnte, dass die Brose Baskets auch daheim verwundbar sind und Alba beweist, dass man in der Fremde gegen die Topmannschaften bestehen kann. Es muss nicht zwangsläufig ein Auswärtssieg herausspringen aber zumindest eine ordentliche Vorstellung!
Genug geschrieben, den restlichen Tag vor dem Spiel muss man nun wohl oder übel noch überstehen. Auf geht’s Alba kämpfen und Siegen!
PS: Der letzte Auswärtssieg in Bamberg ist nicht einmal so lange her. Vorletzte Saison noch, gab es für die Brose Baskets daheim eine klare Niederlage (44:62). Wegen des schlechten Saisonstarts, prasselte damals auf Headcoach Chris Fleming massenweise Kritik, Gerüchten zufolge hatte wenig später nicht viel zur Entlassung gefehlt. Manchmal nimmt die Geschichte einen verrückten Lauf….
Brose Baskets Bamberg- Alba Berlin
22.4.2012, 14:35- Stechert-Arena