
Wenn am Samstag im Telekom Dome in Bonn das alljährliche Allstar Game im Modus National gegen International im Rahmen des Allstar Days ausgetragen wird, stellt sich genauso regelmäßig wie das Treffen der Besten die Frage nach dem Sinn dieser Veranstaltung, wie immer treffen da unterschiedliche Meinungen aufeinander und selten kommt man auf einen gemeinsamen Nenner. Das hat fast so viel Tradition wie der sog. ASD selbst. Auch wir stellen uns diese Frage und stellen kontrovers gegenüber und ihr könnt am Ende, so ihr wollt, den Daumen heben oder senken und eure eigene Meinung zu Pro und Con zum Ausdruck bringen.
Pro
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Der Allstar Day geht am Samstag in seine 29. Auflage. Fast 30 Jahre findet nun also schon das Treffen der Stars der BBL statt, bis Mitte der 90er Jahre Nord gegen Süd, dann National gegen International, nach nur drei Jahren wieder Nord gegen Süd und in den vergangenen fünf Jahren dann wieder National gegen International. Auf jeden Fall aber ununterbrochen seit fast drei Jahrzehnten. Was sich so lange hält, kann doch wohl als Erfolgsmodell bezeichnet werden bzw. bei Mißerfolg oder Desinteresse dürfte es die Veranstaltung schon lange nicht mehr geben.
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„Das Volk stimmt mit den Füßen ab!“ sagt man. Wenn das so ist, dann stimmt „das Volk“ ganz klar PRO Allstar Day. Die Veranstaltung ist seit je her ausverkauft oder fast ausverkauft, selbst anno 2007, als das Spiel in der riesigen Kölnarena stattfand. Auch im TV hatte das Allstar Game immer höhere Einschaltquoten als ein normales Bundesligaspiel.
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Basketball ist ein Sport, der in der Regel nur regionale Aufmerksamkeit erzeugt. Für Spiele von Gießen interessieren sich nahezu ausschließlich Menschen im Umkreis von Gießen, über die Begegnungen der Tübinger berichtet lediglich die Tübinger Regionalzeitung und auch in Berlin ist das nicht wesentlich anders. Neben der Nationalmannschaft und dem Pokal ist der Allstar Day eine der wenigen Möglichkeiten, es mit Basketball überregionale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das ist wichtig für die BBL und die Sportart insgesamt.
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Basketball ist eine ur-amerikanische Sportart, die NBA ist das Vorbild für alles, das erstrebenswerte Ziel für jeden Spieler, the state of the art für viele Fans. In der NBA ist deren Allstar Game ein mega-gehyptes Riesen-Event. Für viele NBA-sozialisierte deutsche Fans gehört ein Allstar Day einfach zum Basketball. Ja, auf einem deutlich niedrigem Niveau in Deutschland – die Sprünge sind nicht so hoch, die slams sind nicht so krass, die moves haben nicht so viel style -, aber doch den klar wieder erkennbaren gleichen Elementen wie Dunk Contest, Dreierwettbewerb, Maskottchen, Cheerleader, Showeinlagen, Spieler zum „Anfassen“, Selfies, Autogramme. Über 6 Stunden wird eine Menge Spektakel geboten. Etwas Flair und ein Hauch von NBA.
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Beim Allstar Day hat man mal die Chance, einem größeren Publikum zu zeigen, wie spektakulär Basketball sein kann. Bei einem Punktspiel wird oft genug eine mögliche spektakuläre Aktion durch ein ziemlich unsentimentales Foul unterbunden, lieber der Gegner an die Freiwurflinie geschickt. Beim Allstar Day wird auf Verteidigung weitgehend verzichtet, harte Fouls sind verpönt. Für den „echten hardcore Fan“ ist das ohne Defense kein richtiger Sport, aber der durchschnittliche „Weichkern-Zuschauer“ empfindet gerade das durchaus attraktiv und spektakulär.
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Allstar Day is a Kids Day! Gerade Kinder haben an so etwas wie dem Allstar Day unglaublich viel Spaß. Das sind die BBL-Fans von morgen, eine Investition in die Zukunft.
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Die Spieler haben Spaß daran. Ja, zugegeben, nicht das allerstärkste Argument, denn Spieler verdienen mit Basketball Geld und sollen die Show liefern, die ist nicht zu deren Unterhaltung gedacht. Trotzdem ist das wie ein großes Klassentreffen und denen macht es durchaus Freude, mal in so einem lockeren Rahmen aufeinander zu treffen, ohne jede spektakuläre Aktion per „Blutgrätsche“ unterbinden zu müssen. Auch die Nominierung wird von vielen Spielern als große Ehre empfunden, ganz besonders von amerikanischen, in deren Heimat die Teilnahme an diesem Event eine große Auszeichnung ist.
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Last but not least: Die BBL verdient Geld damit! Geld, das so eine Organisation nun mal braucht, um den Spielbetrieb durchzuführen und generell für sinnvolle Dinge verwenden kann.
Contra
- Basketball bleibt im Großen und Ganzen immer noch eine regionale Sache. Ausnahmen sind, neben der Nationalmannschaft, unter Umständen noch der Championscup, der Allstar-Day, das Top 4 und die Playoffs. Von all diesen Veranstaltungen hat das jährliche Show-Spiel die geringste Bedeutung. Ist dieses Spiel ohne Wert wirklich notwendig? Betrachtet man die alljährlichen fragwürdigen Absagen der Spieler, wird klar, dass auch die Profis nicht immer so wirklich Lust haben auf dieses Wochenende. Kommen in naher Zukunft tatsächlich noch Nationalmannschafts-Spiele mitten in der Saison hinzu, wird der Allstar-Day nicht mehr zu halten sein.
- Zeit ist ein kostbares Gut, diese Weisheit gilt auch für den Profisport. Insbesondere für Basketball, mit seinen zahlreichen internationalen Wettbewerben und Playoffs. Für eine Mannschaft wie z.B. Alba, die international antritt und regelmäßig in den Playoffs vertreten ist, sind 60 bis 70 Saisonspiele eher die Regel als Ausnahme. Noch heftiger sieht der Spielplan für Euroleague-Teams aus. Rechnet man die Vorbereitungsphase noch hinzu, sind Basketballer von August bis Juni im Dauereinsatz. Viel Zeit für Verschnaufpausen bleibt da nicht, wirkliche Pausen, ähnlich wie die Winterpause in der Fußball-Bundesliga, sind rar gesät bis gar nicht existent, selbst zu Weihnachten wird gespielt. Zu den wenigen spielfreien Wochenenden gehört das kommende. Wobei das auch nicht stimmt, es steht für einige Auserwählte schließlich der „Allstar-Day“ an. Das Wochenende sollte für die Zukunft zur Regeneration verwendet werden. Ein bis zwei Wochen in der die Spieler einen kleinen Cut machen können, sich die Teams neu einstellen und auch die Fans mal durchschnaufen können.
- Jeder liebt dunkings und spektakuläre Aktionen. Doch welchen Wert haben solche Aktionen, wenn beide Mannschaften gefühlt 39 Minuten absolut keine Verteidigung spielen? Ein krachender dunking ist wesentlich intensiver und mitreißender, wenn er gegen eine knallharte Verteidigung gelingt, oder in einem Spiel, in dem es um wirklich etwas geht (man denke an Bryce Taylor 2011). Zudem ist eine Partie, in der beide Mannschaften nur von sich hin daddeln und reihenweise Dreier ballern, auch nicht sonderlich attraktiv anzusehen. Ganz im Gegenteil, solche Allstar-Days können zwar eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte werden – auf der anderen Seite sind solche Spiele auch tierisch langweilig. Werbung für die Sportart ist das nicht.
- Womit wir zum letzten Punkt kommen. Das Allstar-Spiel aus der NBA wird gerne als Vorbild genommen, was in Amerika klappt, muss ja auch in Deutschland funktionieren. Der entscheidende Punkt ist allerdings: in Amerika stehen wirklich Weltstars auf dem Parkett, die besten Athleten der Liga zeigen ihre Talente, ein Spektakel wird inszeniert, zahlreiche Prominente lassen sich am Spielfeldrand blicken. Die Liga betreibt damit auch mehrere Tage Werbung in eigener Sache. Doch wer interessiert sich wirklich für den BBL-Allstar-Day? Ist es eine Veranstaltung die irgendwie groß in den überregionalen Medien erwähnt wird? Lassen sich Schauspieler oder bekannte Sänger gerne dort blicken? Eher nicht, alles wirkt provinzieller, das große Interesse ist einfach nicht vorhanden. Basketball gilt zwar als amerikanische Sportart, doch nicht alle Ideen lassen sich eins zu eins übertragen.
Zum Abschluss könnt Ihr nun noch eure Meinung kund tun, den Daumen heben oder senken:
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