Alles auf null?

Alles auf Null?!
Alles auf Null?!

Zumindest die Außenwirkung stimmte: Gut gelaunt präsentierten sich Albas Spieler am vergangenen Dienstag, kurz vor der Abreise ins Kurz-Trainingslager nach Kienbaum. Gespräche mit der Presse, lockere Atmosphäre und noch schnell ein gemeinsames Foto. Dann ging es für das Team in Richtung Osten. Drei Tage im Olympiastützpunkt um sich voll und ganz auf das Playoff-Viertelfinale gegen Frankfurt zu konzentrieren. Um noch irgendwie diese komplizierte Saison gerade zu biegen.

Dass hinter Alba eine durchwachsene Spielzeit liegt, konnte man immer wieder bei einem Satz heraushören: „In den Playoffs geht alles wieder bei Null los“. Ab Samstag will man vieles vergessen machen. Doch die Endrunde um die Meisterschaft ist irgendwie auch nicht ein Neustart. Ganz im Gegenteil, besonders die letzten Spiele der Hauptrunde nimmt man irgendwie auch ins Viertelfinale mit. Entweder, in dem man überzeugende Siege feiert und einen guten Rhythmus aufbaut. Oder in dem man sich irgendwie durchwurschtelt, in der Hoffnung, dass es schon irgendwie besser wird.

Bei Alba dürfte eher letztere Situation zutreffen. Gegen Bamberg sah das Team nicht so schlecht aus, gegen Gießen kamen dann wieder die gewohnten Aufs und Abs ans Licht. Das Team schafft es immer noch nicht, in einem Spiel konstant Leistung abzurufen, verfällt im Angriff in Einzelaktionen und findet dann auch in der Defensive keinen Zugriff. Ob man das innerhalb einer Woche abstellen kann? „Ich weiß nicht, ob sich das innerhalb einer Woche ändern wird. Wir können nur das Beste geben, um einige Kleinigkeiten zu korrigieren, die uns stören. Ein bisschen aus der Stadt rauszukommen und eine engere Bindung zueinander aufzubauen wird uns helfen“, sagt Will Cherry. Der US-Amerikaner versprüht immer noch gute Laune, auch wenn er auf dem Spielfeld oft glücklos agiert. An Engagement mangelt es bei Cherry eigentlich nicht, aber auf seine offensiven Fähigkeiten wird es gegen Frankfurt auch ankommen.

X-Faktor Ashley und der kühle Kopf

Einer der Hoffnungsschimmer für die Playoffs ist Brandon Ashley. Dem Power Forward fällt die Umstellung auf den europäischen Basketball immer leichter, gegen Gießen erzielte er persönliche Bestwerte bei Punkten und Rebounds, sogar der erste Dreier gelang ihm. Sofern sich Ashley nicht selbst mit unnötigen Fouls aus dem Spiel nimmt, gibt er dem Alba-Spiel etwas, was unter den Brettern fehlt: Athletik. „Er ist definitiv ein X-Faktor. Er räumt unter den Brettern auf, er hat überall eine Hand dran“, sagt sein Buddy Will Cherry. Wird Ashley vermehrt auch von außen werfen? „Ich glaube, das möchte er (Sasa) noch öfter sehen, ich kann das Feld auseinander ziehen. Ich muss nur den richtigen Moment abwarten und die richtigen Würfe nehmen“. Das Feld im Angriff breit zu machen wird sehr wichtig, genauso muss das Team allerdings auch Geduld zeigen: „Sie sind defensiv in den ersten 10-15 Sekunden des Angriffes sehr gut, rotieren sehr gut bei Blöcken. Wir müssen sie länger arbeiten lassen und die Lücken in der Verteidigung finden“, sagt Will Cherry. Apropos Defensive. Jeder erwartet eine hart umkämpfte, sehr physische Serie. Beide Mannschaften gehen gerne robust zur Sache, Nickligkeiten dürften eher die Regel, als die Ausnahme werden. Umso wichtiger ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren: „Man muss smart bleiben, auch wenn es mal dreckig wird. Wenn es ums physische geht, geht es immer darum, wer smarter ist und wer über 40 Minuten besser damit umgehen kann“, sagt Cherry.

Max-Schmeling-Halle und Aberglaube

Während Alba in Kienbaum seine Routine sucht, wird die Mannschaft in der nächsten Woche auf Gewohntes verzichten müssen. Das erste Heimspiel in Berlin wird bekanntermaßen in der Max-Schmeling-Halle stattfinden. Die deutschen Spieler kennen die Halle bereits aus den vergangenen Spielzeiten, für alle anderen wird es eine neue Erfahrung. Nicht unbedingt die beste Situation für die Playoffs, zumal die Spieler sich in der Arena am Ostbahnhof eigentlich wohl fühlen. „Das sind Worte, die die Berliner Fans wohl lieber nicht so gerne hören. Ich spiele lieber in der Mercedes-Benz-Arena“, sagt Akeem Vargas, der bereits drei Spiele in der MSH absolviert hat. Aber eine Ausrede soll der Umzug unter keinen Umständen werden. Auch Will Cherry sieht es pragmatisch: „Ich weiß nicht, wie die Atmosphäre dort wird. Ich weiß, dass dort weniger Zuschauer reinpassen. Aber unsere Fans werden ja da sein und wie gewohnt Lärm machen und hinter uns stehen.“ Auch sonst setzt das Team nicht unbedingt auf Routine. Einen Playoff-Bart soll es dieses Jahr eher nicht geben, Akeem Vargas will allein deswegen schon drauf verzichten, weil es in den letzten zwei Jahren auf dem Weg zur Meisterschaft kein Glück gebracht hat. Will Cherry erklärt sich grundsätzlich bereit, bei allem „Verrückten“ dabei zu sein. Aber sein Bartwuchs sei zu schwach. Wie wäre es mit Haare färben? „Das können wir nicht machen, allein weil Alex King keine Haare hat“ (lacht). Zumindest der Humor stimmt, vielleicht beginnen die Playoffs ja doch bei null.

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