Albatrosse im Anflug auf den rosa Tigerkäfig

Buddies @ school, (c) Foto: Alba Berlin
Buddies @ NBA D-League (c) Foto: Alba Berlin

Am 26. Spieltag der Basketball-Bundesliga, Sonntag, 13. März 17 Uhr, tritt das Team von Alba Berlin bei den Walter Tigers aus Tübingen an.

Eigentlich ist das eine Partie, die von den Vorzeichen her sehr klar sein sollte, trotzdem aber eine gewisse Brisanz in sich birgt. Zudem tut sich Alba in der rosa Halle, vulgo Paul-Horn-Arena, traditionell recht schwer. Beide Teams finden sich auf Tabellenplätzen wieder, wo sie sich selbst nicht so gerne sehen und unbedingt wieder weg wollen.

Ausgangslage / Trend

Der Gaslogo_tuebingentgeber hat die letzten fünf Spiele verloren, auf die letzten 10 Spiele gesehen haben nur die Crailsheim Merlins (1) weniger Spiele gewonnen als die Walter Tigers Tübingen (2). Dementsprechend findet man sich inzwischen auf dem 15. Tabellenplatz wieder, nur einen Sieg vor einem Abstiegsplatz, von hinten drückt der wieder erstarkte Mitteldeutsche BC. Jeder Punkt wird dringend benötigt, um den Gang in die zweite Liga zu vermeiden.  Die schnöden Zahlen sprechen nicht gerade für die Tübinger und dafür, dass sie den bisher drei Heimsiegen – einer davon gegen den starken Lokalrivalen aus Ludwigsburg – an diesem Spieltag einen vierten hinzufügen können. Wenn man aber genauer hinschaut, waren unter den letzten fünf Niederlagen auch drei knappe Spiele, Oldenburg und Bayreuth taten sich in der Paul-Horn-Arena schwer, in Bonn verlor man mit dem letzten Wurf.

logo_albaAlba Berlin hatte – seit Ende Oktober zum ersten Mal wieder – eine komplette Woche Zeit, sich auf ein Bundesligaspiel vorzubereiten. Das ist eine durchaus ungewohnte Situation. Auch Alba hat aus den letzten 5 Spielen in der Bundesliga eine negative Bilanz, zwei Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber. Aus den letzten 10 Spielen hat man nur eine ausgeglichene Bilanz und ist auf diesen Zeitraum betrachtet nur das achtbeste Team. Aktuell Platz 6 ist weder Anspruch noch Ziel des ehemaligen Serienmeisters, Heimrecht nach der Hauptrunde soll es schon sein. Bei zwei Siegen Rückstand auf Platz 2, aber auch nur zwei Siegen Vorsprung auf Platz 8 darf man sich keine Ausrutscher gegen vermeintlich „kleine“ Teams mehr leisten. In der Ferne haben die Berliner eine bessere Bilanz als in der eigenen Halle, ein Erfolg bei den Schwaben-Tigern würde den 10. Auswärtssieg bedeuten … und die Führung in der ewigen Bundesligatabelle.

Who’s hot, who’s not, who’s missing?

 logo_tuebingenTübingens Headcoach Tyrone „The Cat“ McCoy – seit Ende Dezember der Ersatz für Igor Perovic, der im Hinspiel in Berlin noch an der Bande saß – kann personell aus dem Vollen schöpfen. Vladimir Mihailovic und Jesse Sanders können nach kurzen Verletzungspausen wieder mitwirken, somit muss einer der sieben ausländischen Spieler pausieren.
In guter Form präsentierten sich in den letzten Spielen die US-Guards William Buford und Garlon Green, die einen großen Teil der Offensive in den letzten Spielen trugen. Der junge Center Bogdan Radosvaljevic hat sich den spot als Starter bei den Tigers gesichert und am letzten Spieltag bei der 102-99-Niederlage in Bonn mit 21/11 ein double-double aufgelegt und seine beste Saisonleistung abgeliefert. Ebenfalls ein double-double erreichte Jared Jordan an alter Spielstätte mit 15 Punkten (season high) und 14 assists und ist als Ballverteiler enorm wichtig. Mit knapp 9 Vorlagen weiß er seine Mitspieler effektiv in Szene zu setzen. Ein Stück hinter den eigenen Möglichkeiten spielen aktuell Basketball-Legende Sasa Nadjfeji (39) und US-Guard Nick Russell.

logo_albaBei Alba-Headcoach werden die Sorgenfalten nicht weniger, die Verletztenliste wird nicht kürzer. Zu den Langzeitverletzten Niels Giffey und Robert Lowery hat sich unter der Woche auch noch der junge deutsche Guard Ismet Akpinar gesellt, der dem Team drei bis vier Wochen fehlen wird. Fehlen wird den meisten Fans vermutlich Mitchell Watt nicht, dem Team eventuell schon. Der Amerikaner hat ausgerechnet gegen Tübingen sein bestes Spiel im Trikot der Berliner gemacht. 17 Punkte (7/8, 88 %) und 8 Rebounds sind Werte, an denen sich sein Nachfolger Brandon Ashley , der mit seiner unglaublichen wing span von 7’3.25″ wie kein Zweiter zu den Albatrossen (Seevögel mit der größten Spannweite aller lebenden Vogelarten) passt, messen lassen muss. Mit dabei sein wird wieder Dragan Milosavljevic, der am letzten Wochenende gegen Göttingen seine Strafe aus dem Spiel in München abgesessen hat.
In blendender Form ist seit einigen Wochen Center Elmedin Kikanovic, die offensive Lebensversicherung von Alba Berlin. Aufsteigende Form zeigt auch sein Frontcourt-Partner Kresimir Loncar und generell gilt, wenn Milosavljevic gut spielt, spielt meist Alba insgesamt auch erfolgreich. Die beiden Aufbauspieler Will Cherry und Jordan Taylor wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab, mal hat der eine, mal der andere ein gutes Spiel, selten beide zusammen. Also auch immer mal einer der beiden mit einem schwächeren Auftritt. Nicht nur aktuell, sondern schon durch die gesamte Saison, könnten die deutschen Spieler bei Alba mehr zur Offensive beitragen. Stattdessen liegen sie hinter ihren Werten der letzten Saison mehr oder weniger weit zurück.

Schlüsselduelle

Der Tübinger Frontcourt ist mit Bodan Radosvljevic (22), Mahir Agva (19), Toarlyn Fitzpatrick (26) und Sasa Nadjfeji (39) mit Spielern besetzt, die die besten Jahre für Frontcourtspieler noch mehr oder weniger vor sich oder schon ein Stück weit hinter sich haben. Fitzpatrick fehlt es mit glatten 2 Metern auch an Länge. Zentimeter, die gerade beim Rebounden (nur 4 pro Spiel) fehlen. Alba Berlin hat da am Brett mehr Erfahrung – Neuzugang Brandon Ashley aussen vor -, mehr Länge und wohl auch mehr Qualität zu bieten. Im Schnitt holt Alba 5 Rebounds mehr als die Schwaben, im Hinspiel waren es sogar 13 mehr. Für Alba geht es darum, den Ball ans Brett zu bringen, für Tübingen darum, genau das zu verhindern. Ein interessantes Duell dürfte auch wie schon im Hinspiel das match up der beiden vielseitigen small forwards Vladimir Mihailovic (25) und Dragan Milosavljevic (26) werden. Der Berliner ist etwas größer, reboundet besser und trifft besser aus der Zweierdistanz, der Tübinger hat den besseren Dreierwurf und spielt mehr assists, beide sind immer mal in der Lage ein Spiel an sich zu reissen und zu entscheiden. Im Hinspiel hatte Milosavljevic die Nase knapp vorn, gibt es im Rückspiel die Revanche? Für Alba wird es darum gehen, dem Denker und Lenker der Tübinger, Jared Jordan, „auf den Füssen“ zu stehen, mit dessen Pässen steht und fällt das Tübinger Spiel. Die Tigers erzielen ca. 70 % ihrer Punkte von den Aussenpositionen, um eine Siegchance zu haben, müssen sie diese Feuerkraft effektiv einsetzen. Tübingen ist eine DER Schiessbuden der Liga, lediglich die Crailsheim Merlins und die Telekom Baskets Bonn lassen sich mehr Punkte pro Spiel einschenken. Da muss gegen Alba besser in der Verteidigung gearbeitet werden, man das Spiel gewinnen will. Die Spieler von Alba Berlin sind mit 25 Fouls pro Spiel DIE Holzmichel der gesamten BBL, so viele werden sie sich bei der aktuell kurzen Rotation nicht leisten dürfen.

Und sonst noch so …?

    • Wiedersehen zum Ersten.  Akeem Vargas kehrt nach Tübingen zu dem Team zurück, für das er sein allererstes BBL-Spiel beschritten hat, bevor es ihn über Göttingen nach Berlin verschlug.
    • Wiedersehen zum Zweiten. Mit Aleksandar „Sasa“ Nadjfeji gibt es – wohl zum letzten Mal in kurzen Hosen – ein Wiedersehen mit einem der Spieler, der Teil der letzten Alba-Meistermannschaft war und zusammen mit Alba-Headcoach Sasa Obradovic mit dem Kölner Basketballteam mit ständig wechselndem Namen ebenfalls Meister wurde.
    • Wiedersehen zum Dritten. Oder die beiden Willies. Will Buford (Tübingen) und Will Cherry (Alba Berlin) kennen sich bestens. Schließlich haben beide gemeinsam in der NBA Development League (kurz D-League) für Canton Charge, dem Farmteam der Cleveland Cavaliers, gespielt. Dort hatte der Alba-Willi die Nase statistisch vorn.
    • Mit Mahir Agva und Bogdan MilRadosavljevic gibt es im Tübinger Kader gleich zwei der so selten zu findenden hoffnungsvollen, deutschen Centertalente, die sicher für viele Teams interessant sein dürften, sicher auch für Alba Berlin. Da lohnt sich mal ein genauerer Blick.
    • Garlon Green ist etwas gelungen, wofür Alba schon den NBA Champion schlagen musste, nämliche weltweite Aufmerksamkeit der Basketball Community. Grund dafür war folgende Aktion (und nein, es konnten keine aussergewöhnlich hohen Einsätze in asiatischen Wettbüros festgestellt werden 😉 ):

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