Wenn in der o2-World das Licht gedimmt wird und der Hallensprecher Albas Nummer 44, Bryce Taylor ankündigt wird es so laut, wie bei keinem anderen Spieler der Berliner. Der in Encino, Kalifornien geborene Guard hat sich innerhalb von nur einem Jahr mit seiner engagierten Art auf- und abseits des Spielfelds in die Herzen der Berliner Fans gespielt. Er ist der unbestrittene Publikumsliebling der Alba Fans.
Wir sind in der Trainingshalle von ALBA Berlin. Gerade ist die Fragerunde mit Coach Gordon Herbert zu Ende gegangen und die Spieler haben sich währendessen so langsam in der Halle eingefunden. Sven Schultze steht an einem Ende des Courts und ist mit der Massagerolle beschäftigt, während Marko Simonovic sich am anderen Ende des Courts aufwärmt.
Dann erblicken wir auch Bryce Taylor. Hier im Training wirkt der so oft gefeierte Held des Berliner Anhangs eher schüchtern. Der Status des Publikumslieblings scheint ihm nicht zu Kopf gestiegen zu sein. In Trainingsklammotten und fescher Thermo-Hose unter den Basketballshorts schlendert der Amerikaner an der Außenlinie entlangt und nimmt vorerst auf der Bank am Spielfeldrand Platz. Unsere Chance ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
Angesprochen auf seine Rolle als Publikumsliebling bekundet Bryce Taylor, dass er sich seiner Rolle bewusst ist und diese zu schätzt. weil es für Ihn erwartungsgemäß ein gutes Gefühl ist, dass die Fans ihn so besonders unterstützen und seinen Einsatz für das Team honorieren. Warum das so ist ? Taylor führt das auf das eine oder andere spektakuläre Play bzw. vielleicht die krachenden Dunkings zurück, die sein Spiel ausmachen.
Dabei sah es anfangs so gar nicht danach aus, dass der Spieler mit der Nummer 44 mehr als nur einer von vielen Spielern sein würde, die das Alba Trikot halt mal getragen haben. Bryce Taylor kam von den Telekom Baskets Bonn und hatte einen auf zwei Monate befristeten Vertrag. Er sollte vornehmlich bei der Qualifikation für die Euro League behilflich sein. Doch auch nach fast zwei Monaten war Taylor in dieser turbulenten Anfangsphase der vergangenen Saison nicht wirklich Teil der Rotation von Luka Pavicevic und der Vertrag drohte sang und klanglos auszulaufen.
Für Bryce Taylor galt es in dieser Zeit, so erzählt er, jede seiner spärlichen Minuten auf dem Feld zu nutzen, um sich anzubieten, sprich: Rebounds zu holen, zu verteidigen und vielleicht in der Offense die eine oder andere spektakuläre Aktion zu vollbringen. Es galt Geduld zu beweisen, was letztendlich mit dem Durchbruch nach dem Trainerwechsel belohnt wurde. In der Finalserie gegen Bamberg war Taylor schon lange einer der wichtigsten Spieler der Berliner und sein Dreier kurz vor Schluss im entscheidenden Spiel, hätte ALBA fast zum Meister gekürt.
Das war im vergangenen Sommer und dort will Taylor anknüpfen und sogar noch eine Schippe drauflegen, denn Albas Höhenflieger hat noch viel vor bei ALBA und ist noch lange nicht zufrieden. Er möchte konstanter spielen, sieht in seinem Offensiv-Spiel momentan noch zu viele Schwankungen und auch in der Defense will Bryce Taylor noch zulegen. Sein deutlich betontest Ziel: Er möchte jeden Guard und besonders die Topguards der Liga optimal verteidigen und Ihnen das Leben im Backcourt noch schwerer machen.
Was bei Bryce Taylor auffällt: Er scheint sich auf den ersten Blick nicht groß von den anderen Spielern, speziell den Amerikaner zu unterscheiden, wenn man mit Ihnen ein Interview führt und doch gibt es kleine, aber markante Unterschiede wenn man sich mit ihm unterhält.
Sicherlich, Taylor ist ein Profi-Basketballer, wie die Anderen auch. Man weiß was man sagt und antwortet stets professionell, aber bei Taylor fällt auf, dass er keine reine Auskunft gibt, sondern selbst auch interessiert schaut was man sich notiert und wie man auf seine Antworten reagiert. Taylor wirkt zu jeder Zeit aufmerksam.
So verwundert es auch nicht, dass der Guard auch über Albas Fans gut Bescheid weiß. Taylor weiß, dass sich bei ALBA hinter dem Korb eine Gruppierung formiert. Block 212 heißt diese und von deren Support und deren selbst kreirten Sweatshirts war der US-Amerikaner so fasziniert, dass er sich von den Fans spontan eines dieser Kunstwerke zu Weihnachten wünschte. Diesen Wunsch haben die Fans ihm natürlich erfüllt und daheim trägt Bryce Taylor nun gerne seinen neues Lieblingsoberteil. Alba, Berlin, Albas Fans und Bryce Taylor, dass scheint zu passen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Bryce Taylor nach dem Interview nicht einfach in Richtung Court verschwand, sondern erstmal nachfragte für wen wir denn schreiben, um anschließend anzukündigen, dass er unsere Seite „auszuchecken“ wird.
„erstmal nachfragte für wen wir denn schreiben, um anschließend anzukündigen, dass er unsere Seite auszuchecken wird.“
Und das hat er gemacht und gepostet!