Alba Berlin gegen Brose Baskets Bamberg (So, 17 Uhr, O2-World/ Sport1) ist der Klassiker der jüngeren BBL-Geschichte. Während sich Alba in der Sömmeringhalle noch mit Bayer Leverkusen duellierte und im Kampf um Titel immer den Kürzeren zog, waren die Albatrosse in der Max-Schmeling Halle mit Henning Harnisch, Wendell Alexis und Henrik Rödl eine Macht. Man hielt die Konkurrenten wie Bonn oder Frankfurt auf Abstand und holte sieben Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft. Universa Bamberg mit dem langjährigem Nationalspieler Kai Nürnberger war zu dieser Zeit eher ein Sparringspartner aus der Riege Ulm, Trier oder Bayreuth.
Doch Zeiten ändern sich und Albas glorreiche Tage scheinen lange vorbei. Wir schreiben das Jahr 2011, Alba spielt in der neu errichteten O2-World, die großartige, vielgepriesene Stimmung der Max-Schmeling-Halle ist unerreicht, das Trikot von Henrik Rödl hängt unter der Hallendecke und die letzte Meisterschaft wurde 2008 errungen. Die Einzige in den letzten acht Spielzeiten.
Alba treu geblieben sind weniger die Erfolge, als die Fans und deren Ansprüche. Für Alba Berlin, das einstige Bayern München des Basketballs, konnte vor einer Saison immer nur die Meisterschaft das Ziel sein und selbst dies zählt zur Vergangenheit. Denn mittlerweile ist der Liga Primus nicht mehr der Verein von der Spree, sondern eine Mannschaft mit dem Namen Brose Baskets aus „Freak City“, allgemein als Bamberg bekannt. Diese hat gerade in der Euro League den amtierenden Champion Panathinaikos Athen mit 79:76 bezwungen. Der Double-Sieger der vergangen zwei Spielzeiten spielt in der Liga der Großen, zu der Alba regelmäßig die angebotene Wildcard verspielt. Albas Ziel diese Saison: Den Teambuilding-Prozess vorantreiben und in der nächsten Saison wieder Meister werden!
Außerdem ist der Begriff „Bayern München“ des Basketballs hinfällig , da die echten Bayern nun leibhaftig in der Bundesliga spielen und nichts Anderes als im Fußball erreichen wollen: Titel und Trophäen, Ruhm und Ehre für den Stern des Südens. So wird Bayern früher oder später Alba, aber auch Bamberg hinter sich lassen und Basketball-Deutschland mit einem großzügigen Etat auch in Europa würdig vertreten. Diesen Fakt kann man auch als Anhänger der bisherigen Platzhirsche nicht verneinen. Bayern München hat den Namen, das Geld, die Strukturen, die Sponsoren und mit Uli Hoeneß einen charismatischen Unterstützer. Die einzige Hoffnung die bleibt, ist, dass dieser die Lust am Basketball so schnell wie sie gekommen ist, wieder verliert und Bayern ohne seine Unterstützung wieder aus der BBL verschwindet.
Sollte dies nicht geschehen, ist es wohl einer der letzten Saisons in der sich die Machtverhältnisse im Deutschen Basketball noch so gestalten, wie sie derzeit vorzufinden sind. Die Favoriten auf die Meisterschaft heißen wieder Berlin und Bamberg, während sich Bayern als Aufsteiger noch in der Liga etablieren muss. Es ist zu erwarten, dass es eine Neuauflage der vergangenen Finalserie, also Alba vs. Brose geben wird.
Nun wird dieses erste Aufeinandertreffen der Erzfeinde am Sonntag in Berlin ein Gradmesser dafür sein, wer dieses Jahr denn tatsächlich der Topfavorit auf die Meisterschaft ist. Bamberg hat sich mit Julius Jenkins von Alba hervorragend in der Offensive verstärkt, während Alba mit Torin Francis und Kyle Weaver zwei zusätzliche Leistungsträger, im Falle Weaver sogar einen mit NBA-Erfahrung (Oklahoma Thunder) verpflichten konnte. Die Topzugänge sind aber DeShaun Wood, der MVP der Basketball Bundesliga und Coach Gordon Herbert aus Frankfurt.
Letztendlich kommt es somit also zum Duell der zwei vermeintlich besten Spieler der BBL, nämlich Julius Jenkins und DaShaun Wood. Dieses Duell, im Übrigen in der Vergangenheit ein besonders hitziges, gab es bereits in den vergangenen Playoffs, als Wood damals noch mit seinem altem Verein, den Frankfurt Skyliners auf Alba Berlin traf und vom Berliner Anhang brutal ausgepfiffen wurde. Dieser war zuvor auf dem Feld mehrfach mit Jenkins, damals noch bei Alba Berlin unter Vertrag, aneinander geraten. Doch Alba konnte Wood zu keiner Zeit kontrollieren, stoppen oder an seinem Drive zum Korb hindern, während Jenkins nur zeitweise sein Können zeigen konnte. So kam es, dass Frankfurt beide Duelle in Berlin für sich entschied. Matchwinner und „Publikumsliebling“ DaShaun Wood! Diese Serie dürfte in Kombination mit der knapp verlorenen Finalserie wohl dazu geführt haben, dass Alba eine Vertragsverlängerung mit Jenkins nicht als höchste Priorität anging und sich lieber vorrangig um die Dienste von Wood bemühte.
Anscheinend war ein Zusammenspiel der Beiden MVP’s aus finanziellen bzw. persönlichen Gründen undenkbar oder Bamberg hat einfach von Albas Prioritäten erfahren und Jenkins, während man mit Wood verhandelte, verpflichtet. Oder lies man Jenkins bewusst ziehen?
Es bleibt ein wenig geheimnisvoll warum Jenkins in Berlin nach fünf Jahren seinen Vertrag nicht verlängerte und ausgerechnet nach Bamberg wechselte. Ein Frontcourt mit Julius Jenkins und DaShaun Wood hätte die alte Dominanz von Alba Berlin in der Liga kurzfristig vielleicht sogar langfristig wiederhergestellt und mit Jenkins Abgang hat man wohl die Chance verpasst zur alten Stärke zu finden.
Doch auch so sieht die Zukunft für Alba Berlin nicht schlecht aus. Das Team scheint sich gefunden zu haben und harmoniert auf dem Feld. Alba ist seit fünf Spielen ungeschlagen und hat in der Bundesliga die Konkurrenz mit bis zu 30 Punkten Abstand deklassiert. Lediglich im Euro-Cup wurde es für Alba gegen Dexia Mons-Hainaut mal eng (Sieg mit 78:74) . Doch auch Bamberg kommt mit Selbstvertrauen, aber einem ggf. mulmigen Gefühl in die O2-World. Die letzten zwei Spiele in Berlin gewannen nämlich die Albatrosse und es bleibt auch abzuwarten wie Jenkins das Heim. bzw. Gastspiel verkraften wird.
Bamberg gegen Alba, Meister gegen Vizemeister, wahrlich ein Klassiker und hoffentlich auch zukünftig das Gipfeltreffen der BBL auch wenn es mehr danach aussieht, dass diese Teams untereinander ausmachen wer den Thron für die Bayern warmhält.
Schoener Blog, ich komme nun oefter