
Die Zeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr ist bekanntlich die Hochsaison für Rückblicke jeglicher noch so skurriler Art. Bei Alba Berlin fällt der Jahreswechsel zusammen mit dem Ende der ersten Hälfte der Saison 2016/17. Grund genug, mal auf eine außerordentlich wechselhafte Hinrunde in der BBL und im Eurocup zurück zu schauen. Eine Achterbahn beschreibt das ständige Auf und Ab in kurzen Abständen – nicht nur – auf dem Rummel. Daran erinnerten auch die ersten dreieinhalb Monate von Alba Berlin in der Saison 2016/17. Oder in anderen Worten: Die Leistungen von Alba Berlin gingen mit dem wechselhaften Herbstwetter absolut d’accord.
Überraschende Wendungen schon vor der Saison
Zur Saison 2016/17 gab es bei Alba Berlin – wieder mal – einen größeren Umbruch. Spieler kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache, gerade bei Teams, die nicht (mehr) ganz oben in sportlicher und finanzieller Hinsicht stehen. Nach einer von wenigen Ausnahmen abgesehen enttäuschenden Saison 2015/16 wollte man in Berlin den einen oder anderen Spieler wohl nicht mehr wieder sehen, andere zog es selbst woanders hin. Einschneidender als das sich jedes Jahr neu drehende Spielerkarussell ist jedoch immer eine Veränderung auf der zentralen Position des Head Coaches. Nach der Trennung von Sasa Obradovic nach der letzten Saison setzte das Berliner Management auf ein weitgehend unbekanntes Gesicht in Person von Ahmet Caki, der noch ein relativ junger Coach ist und – mal abgesehen von einem Kurz-Engagement in Italien – noch auf keine nennenswerte Erfahrung außerhalb seiner türkischen Heimat verweisen konnte. Und dieser Ahmet Caki war in der Saisonvorbereitung wahrlich nicht zu beneiden. Nicht nur, dass eine Umstellung auf ein neues Land, eine neue Liga und eine andere Spielkultur schon Probleme genug mit sich bringen, so türmten sich vor Caki noch weitere unerwartete Hürden auf. Der als Starter fest eingeplante talentierte Big Man Brandon Ashley wechselte seinen Agenten … und seine Einstellung zu seinem Vertrag bei Alba Berlin gleich mit. Nach zähem Ringen um Modalitäten wurde dann Mitte September endlich der Vertrag aufgelöst und als Ersatz Tony Gaffney verpflichtet – zu spät für eine vernünftige Saisonvorbereitung. Von den wenigen verbliebenen Spielern der Vorsaison standen dem neuen Coach in der Vorbereitung nur Ismet Akpinar und Dragan Milosavljevic sowie der eine oder andere Nachwuchsspieler zur Verfügung; Kikanovic, Giffey und Vargas verpassten wegen Verpflichtungen in der bosnischen bzw. deutschen Nationalmannschaft die Vorbereitung komplett. Als ob das nicht Widrigkeiten genug gewesen wären, verletzte sich der neu verpflichtete Foward Malcolm Miller auch noch bei einem Vorbereitungsspiel in der Türkei, sodass mit einem Kurzzeitvertrag Paul Carter verpflichtet werden musste – was sich doch mehr oder weniger als Rohrkrepierer heraus kristallisierte. Der mitten in die Vorbereitung eingeschobene Kurztrip nach China half wahrscheinlich dem Hauptsponsor kurzfristig auch mehr als der sportlichen Vorbereitung auf die Saison.

Trotz allem gelang der Auftakt in die Saison mit zwei Siegen gegen die Telekom Baskets Bonn in der heimischen Mercedes Benz Arena sowie bei Science City Jena erfolgreich. Dabei profitierte man sicher auch von der individuellen Qualität der einzelnen Spieler gegen Teams, die ebenfalls weitgehend neu zusammen gestellt waren und bei denen das Team Play auch noch Defizite aufwies.
October Blues … it’s going down
Mit dem Oktober wurde das Wetter schlechter … und die Stimmung der Anhänger von Alba Berlin auch. Für das erste kann niemand etwas, für das zweite waren maßgeblich die Leistungen der Basketballer verantwortlich. Fünf Niederlagen standen nur drei bescheidene Siege gegenüber, kurz und knapp, ein Monat zum Vergessen, den man sicher gern aus den Alba-internen Geschichtsbüchern streichen möchte. Wenn man es noch brutaler ausdrücken will: Im gesamten Oktober gab es nicht einen einzigen Sieg in der BBL und man wird weit in den Annalen der Berliner zurück blicken müssen, um einen Monat zu finden, in dem das schon mal so war. Wenn man überhaupt einen findet. In diesem Monat schlug die alles andere als optimale Vorbereitung mit voller Wucht durch, eklatante Schwächen besonders bei der defensiven Abstimmung wurden offensichtlich. Einige Spieler waren in einem mentalen Tief. Sicher kann man knapp gegen den – immer noch – ungeschlagenen Tabellenführer aus Ulm oder bei den Highflyern aus Bayreuth verlieren, einige Niederlagen waren jedoch in erster Linie auf wenig überzeugende Leistungen der eigenen statt auf eine unglaubliche sportliche Übermacht der gegnerischen Mannschaft zurückzuführen.

Kein Wunder, dass in diese Phase die bisher drei schlechtesten Spiele der Saison fielen:
- Gegen die Fraport Skyliners gab es in eigener Halle ein peinliches 70-78 mit einer Leistung zum Haare raufen. So darf sich ein Alba-Team gegen ein komplett neu zusammengestelltes Frankfurter Team mit 4,5 ausländischen Profis (von denen einer keine vier Wochen mit dem Team trainiert hatte und einer sich zeitig im Spiel verletzte) und ein paar deutschen Youngstern mit noch Eierschalen hinter den Ohren nie vor den eigenen Fans präsentieren.
- Beim 58-97 in München wurden dem Team gnadenlos die eigenen Schwächen aufgezeigt. Den Berlinern wurde die bis dato einzige Offensiv-Option Kikanovic effektiv weggenommen, einen Plan B gab es nicht. So war man von Anfang an chancenlos. Besonders bitter, dass es gerade gegen den Erzrivalen war, dem man in vielen Partien zuvor – mit unterschiedlichem Ausgang – oft genug einen harten fight geliefert hatte. Immerhin war das Spiel nicht vor den eigenen Fans.
- Wer glaubte, das wäre schon der Tiefpunkt, musste zum Ende des Monats erleben, dass die 29 Punkte Niederlage gegen München noch nicht das Ende der Fahnenstange waren. Noch einen Punkt höher fiel die Niederlage gegen den BK Chimki im Eurocup aus. Gegen ein Team mit einem riesigen Etat und dem teuersten Spieler Europas, Alex Shved, in den eigenen Reihen, war eine Niederlage realistisch. Was vielmehr bitter aufstieß, war, dass sich das Team de facto von Anfang an vor dem übermächtigen Gegner auf den Rücken gelegt hatte. Vor den eigenen Fans! Der Mittelhand-Bruch von Tony Gaffney war dann noch das i-Tüpfelchen auf dieses sportliche low light.
Gegen Ende des Monats stellten wir uns so einige K-Fragen. Wer nach Lichtblicken im tristen Oktober suchen wollte, musste auf die internationale Ebene gucken. Dort waren die Leistungen mal abgesehen vom Spiel gegen Chimki deutlich besser. Beim Auswärtsspiel beim damals ungeschlagenen Tabellenführer der spanischen ACB, Bilbao Basket, deutete das Team das Potenzial an, was in ihm steckt, zumindest offensiv. Gegen Montakit Fuenlabrada wurde zumindest zu Hause der Pflichtsieg zum Auftakt des Eurocups eingefahren.

November Rain … mit teilweise Aufheiterungen
Der Start in den normalerweise tristesten Monat des Jahres verlief erstaunlich erfreulich. Gegen Lietuvos Rytas Vilnius gab es zum Auftakt einen „Sieg des Willens“ nach zweifacher Verlängerung im Eurocup. Es kam Hoffnung auf, dass dieser „große“ Erfolg einen Wendepunkt darstellen könnte, dass dadurch die Spieler als Team zusammen geschweißt werden. Diese Hoffnung wurde zunächst auch durch einen Auswärtssieg bei den MHP Riesen Ludwigsburg genährt. Dort sah man in den vergangenen Jahren traditionell schlecht aus. Inkonstanz blieb aber auch im November ein ständiger Begleiter der Berliner Basketballer. Gegen sieglose Hagener quälte man sich mit Ach und Krach zum Pflichtsieg, gegen das Über-Team der letzten Jahre aus Bamberg gab es dagegen eine ansprechende Leistung, die jedoch nicht zum Sieg reichte. Bei den starken Giessen 46ers – damals mit einem positiven Lauf und knappen Ergebnissen gegen starke Teams – gab es einen überzeugenden Sieg. Am Rande von Madrid, bei Montakit Fuenlabrada, hielt man sich dagegen sehr vornehm in der Defense zurück, die Spanier nahmen diese Einladung dankend an und schenkten dem Albateam großzügig 105 Punkte ein; ein Rekord an Gegenpunkten für diese Saison nach regulärer Spielzeit (die absolut meisten Gegenpunkte gab es gegen Lietuvos Rytas Vilnius mit 115, allerdings nach zwei Verlängerungen und man hatte selbst 124 Punkte erzielt). Beim BK Chimki, einem der Favoriten auf den Eurocup-Titel, hielt man lange Zeit sehr gut mit und hat sich ordentlich verkauft. Alles in allem war der November sportlich so wechselhaft wie das Wetter. Das ließ für den dunkelsten Monat des Jahres, also den Dezember, wenig Gutes befürchten, es sollte aber anders kommen …
… dazu dann im zweiten Teil mehr, in dem es deutlich freundlicher wird. Versprochen! Schließlich ging es in Richtung Jahresende deutlich bergauf mit den Berliner Basketballern, in Vilnius wurde die zweite Runde im Eurocup klar gemacht und im gesamten Monat Dezember blieb das Team ohne Niederlage.
Ein Gedanke zu „Achterbahn, eine Saisonhälfte wie Herbstwetter (1/2)“