Acht mal Deutscher Meister, ACHT mal Pokalsieger …

Es gibt viele gute Gründe, über den Modus des BBL-Pokals kontrovers zu diskutieren, Marv hat letzte Saison ein paar Gründe genannt, warum man das Ganze auch kritisch betrachten kann. Man kann mit zwei Siegen im Idealfall einen Titel gewinnen, das wirkt irgendwie „billig“. Selbst wenn das Ganze nur für ein Team, den Ausrichter gilt und die anderen Teams erst mal schon deutlich mehr Spiele gewinnen müssen, um überhaupt unter die besten sechs (sieben) Teams zu kommen, die sich fürs Viertelfinale qualifizieren. Wenn das eigene Team nicht am Top4 um den Pokal teilnimmt, empfindet man den Wettbewerb nicht so fürchterlich bedeutend. Das ändert sich schlagartig, sobald man selbst beteiligt ist …

(c) Maximilian Reuss
(c) Maximilian Reuss*

*sing* Ohne Reggie wär’n wir gar nicht hier …

Die Auslosung für die erste Runde, gleichzeitig Pokal-Viertelfinale, brachte für Alba Berlin zum Einen ein Heimspiel, zum Anderen gegen Bonn, den in der Tabelle von den möglichen Gegnern am schlechtesten platzierten Kontrahenten. Nicht gerade ein Freilos, aber „es hätte schlimmer kommen können“ war die vorherrschende Meinung unter den Berliner Fans. Hätte, hätte … Tatsächlich war das im Nachhinein das schwerste aller drei Pokalspiele (aber das konnte man damals ja noch nicht wissen). Und – natürlich – das mit dem spektakulärsten Ende. Der Buzzer beater von Reggie Redding in einem Spiel, das viele schon verloren geglaubt sahen, war sicher eine der sensationellsten Aktionen der Saison. Diesen Wurf trifft man höchstens in einem von zehn Versuchen … oder man heisst Reggie Redding. Ohne hätte Alba das Pokal Top4 wohl verpasst – und hätte was verpasst!

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=xf5afkZu0RQ&w=640&h=360]

 Die (Basketball-)Welt zu Gast bei Freunden

Wie bereits erwähnt, kann man über den stark verkürzten Pokal-Modus kontrovers streiten, relativ einhellig dürfte jedoch die Meinung sein, daß sich der Abschluss des Wettbewerbs in Form des Top4 durchgesetzt und zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Gerade für die Fans, die daraus immer mehr ein großes happening machen. Die Konstellation ist ja auch perfekt dafür gemacht:  Ein komplettes Wochenende mit vier großen Fangruppen, vier Spielen, lose geschlossenen Zweck-Koalitionen, die sich über das Wochenende auch wieder ändern können. Das Eventpublikum weicht den aktiven Fangruppen der teilnehmenden Teams. Pausen zwischen den Spielen, Pausen zwischen den Spieltagen sorgen für genügend Zeit für regen Austausch zwischen den Fans. Das hat man in diesem Maße nur beim Pokal-Wochenende. Ein intensives Erlebnis.

Die Vorbereitung und damit die Vorfreude beginnt bei vielen Fans ja schon Wochen vor dem eigentlichen Event. Viel Zeit, Energie und Kreativität wird da in das Malen diverser Banner und die Vorbereitung verschiedener Choreos gesteckt. Nicht zu vergessen: Auch in das eigene Outfit, dabei kommen wirklich witzige und skurrile Dinge raus. Wenn dann alles in der Halle zusammen kommt, ergibt sich ein tolles Gesamtbild und der viele Aufwand hat sich irgendwie gelohnt. Schlaf wird eh überschätzt. Für manche Berliner klingelt der Wecker 3 Uhr nachts, um pünktlich zur Abfahrt an der O2 world zu sein, die Nacht zwischen Pokal-Samstag und Pokal-Sonntag ist traditionell kurz (bei Zeitumstellung noch ’ne Stunde kürzer) und bei der Rückkehr in Berlin steht die Uhr irgendwo zwischen 3 und 4 Uhr an der O2 world, bis zum eigenen Bett steht vorne gut und gerne eine 5. Für ein Wochenende geht das schon mal.

Zurück kommt man dafür mit jeder Menge positiver Eindrücke.
Die Halle: Wenn man bisher nur die gute, alte Kuhberghalle kannte, ist die neue Arena ein regelrechter Quantensprung. Quadratisch. Praktisch. Gut! Wie für Basketball gemacht und mit einer Steh-Tribüne, um die die Ulmer viele Fans beneiden werden.
Die Stadt: Ulm ist gar nicht mal soooo schön, die Lückenbebauung im Stadtkern mit richtig hässlichen Beton-Funktionsbauten ist eine regelrechte architektonische Katastrophe, aber es wohnen viele nette Menschen dort, die – obwohl es ja Schwaben sind – so ganz und gar nicht mit Worten geizen. In der Innenstadt, im Fischerviertel mit den vielen kleinen Kneipen, konnte man nicht nur gut essen sondern auch immer wieder ins Gespräch mit den Einheimischen und Fans der anderen Teams kommen. Das Ulmer Münster, der höchste Kirchturm der Welt, ist natürlich ein touristisches highlight. Die 768 Stufen muss man mal hinauf gekraxelt sein.


Die Organisation: Da kann man nicht meckern – das größte Lob aus Berliner Mund. Einziger Kritikpunkt ist das Spiel um Platz drei, eine wahrhaft trostlose und deprimierende Angelegenheit für alle. Für die Teams, die da am Mittag mit hängenden Köpfen den letzten Platz ausspielen müssen. Für die Fans der Verlierer-Teams, bei denen nach dem (verlorenen) Halbfinale in der Regel ziemlich die Luft raus ist. Für die Fans der Final-Teams, die eigentlich nur auf das highlight des Wochenendes warten. Da sollte sich die BBL ein anderes Format überlegen.

Last but not least: Die Fans: Die sind einer der Hauptgründe für den großen Erfolg des Pokal-Top4. Wenn vier Fangruppen gemeinsam eine große Basketball-Party feiern, sorgt das für grandiose Stimmung, wenn sich Ulmer und Berliner Fans mit Wechselgesängen gegenseitig hochschaukeln, sorgt das für Gänsehaut. Die Fangruppen hatten sich Einiges einfallen lassen und ihre Teams entsprechend der Gruppengröße so gut wie möglich unterstützt. Hervorzuheben sind die Ulmer, die ihr Heimspiel wirklich zu einem für ihr Team gemacht haben und sich als ausgesprochene freundliche Gastgeber erwiesen haben und sich auch nach der für sie bitteren Finalniederlage als faire Verlierer erwiesen haben. Aber auch mit den Fans der anderne Vereine konnte man in den  Pausen immer wieder fachsimpeln. Tolle Fans, tolle Stimmung, tolles Pokalturnier. Es hat wohl einige wenige unschöne Szenen zwischen Bayern-Fans und Fans anderer Teams gegeben. Das ist alles andere als schön für die Betroffenen, aber wenn sich zwei oder drei oder fünf Bayern-Fans und zwei oder drei oder fünf andere Fans „nicht so gut leiden können“, dann sind das auf die Masse gesehen die absoluten Ausnahmen. Auch wenn jeder Vorfall zu viel ist, sollte man die Relation bewahren: Das Bild der Veranstaltung haben ganz eindeutig die 5.990 anderen Fans geprägt, nicht zwei handvoll Leute, die etwas über die Stränge geschlagen sind und denen man nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit schenken sollte. DANKE an 99,9 % Basketball-Fans in Ulm für ein tolles Basketball-Wochenende!

[vimeo 90539769 w=500 h=281]

Gesichter des Top4:

Ganz großer Sport!

Mal Hand hoch, wer das Spiel nicht in irgend einer Weise gesehen hat! Zu viel braucht man über die einzelnen Spiele nicht mehr zu reden. In den Halbfinal-Spielen haben sich jeweils die größeren Emotionen gegen die größere individuelle Qualität durchgesetzt. Aber das ist in sog. do-or-die-Spielen auch keine sensationell neue Erkenntnis. Auch Alba hat damit in der Vergangenheit schon seine negativen Erfahrungen gemacht, nennen wir es das Würzburg-Syndrom. Gerade Bayern München konnte die Energie und Emotionen der Ulmer nicht ansatzweise mitgehen. Nur mit spielerischer Klasse gewinnt man solche Spiele nicht. Alba gegen Bamberg – das passt in dieser Saison einfach! Die vielen Verzweiflungs-Nachverpflichtungen beim Serien-Meister scheinen das Team nicht wirklich besser zu machen. Vielleicht NOCH nicht, vielleicht auch gar nicht mehr in dieser Saison. Individuell sind sie stark besetzt, kriegen aber irgendwie die vielen PS nicht auf die Strasse ähm, das Parkett.
Im Finale hat sich dann mit Alba Berlin das über das ganze Wochenende am besten organisierte und vor allem defensivstärkste Team durchgesetzt. Ein ganz wichtiger Fakt war auch, dass gerade vom Ende der Bank (Jagla, Schultze) eine Menge positiver Einfluss aufs Spiel genommen wurde; das hat dem Rest auch sehr geholfen. Ulm hatte am Samstag gegen Bayern bereits einen absoluten emotionalen Höhepunkt, so etwas kann man nicht beliebig oft in kurzer Zeit reproduzieren. Und Alba hat es auch nicht zugelassen, daß Ulm sich erneut in einen Rausch spielen kann.

We are the champions, party oooooon!

Wenn die Schlusssirene ertönt, sämtliche Spannung von Spielern und Fans abfällt, Konfetti von der Decke regnet, das obligatorische „we are the champions“ aus den Boxen dröhnt, Medaillen verteilt werden und der Käpt’n die Trophäe in die Höhe reckt, interessiert es absolut NIEMANDEN in der Halle mehr, welche Wertigkeit der Pokal hat. Ein Titel ist ein Titel ist ein Titel ist ein Titel – auf jeden Fall für den Augenblick. Für viele Alba-Spieler war es der erste Titel in ihrer Karriere. Dementsprechend wurde mit den Fans gefeiert, „Acht mal Deutscher Meister, Acht mal Pokalsieger!“ war DER Party-Hit des frühen Abends, aber das alles können Bilder und Videos besser beschreiben, als Worte:

[vimeo 90536226 w=500 h=281]

So sehn Sieger aus:

[vimeo 90536224 w=500 h=281]
Rückfahrten nach Niederlagen sind die Hölle, aber mit einem frisch gewonnenen Pokal geht es deutlich leichter *sing* Acht Stunden Rückfahrt noch, schalalalala …

    Grossartige Truppe! Danke Alba-Fans für ein tolles Wochenende.
Grossartige Truppe! Danke Alba-Fans für ein tolles Wochenende.

* (c) MR – Einige der hier verlinkten Bilder und die Videos sind der Kamera und dem geübten Auge von Maximilian Reuss zu verdanken. Dass wir diese hier verwenden dürfen, dafür sagen wir herzlich Danke. Max ist ein ambitionierter Fotograf und Alba-Fan. Wer sich über die Arbeiten von Max informieren möchte oder gar selbst mal einen Foto-/Video-Auftrag zu vergeben hat, dem wird hier geholfen: www.emotionslos.com

2 Gedanken zu „Acht mal Deutscher Meister, ACHT mal Pokalsieger …“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert