
Quelle: wikimedia.org, Author: times
Vor genau 10 Jahren, d.h. am 21.09.2009 startete ALBA Berlin in eine neue Ära. Der Schritt in die neue, hochmoderne Arena in der Nähe des Ostbahnhofs – durchaus vorab kontrovers diskutiert – sollte den damals Vorzeigeverein des deutschen Basketballs auf ein neues level hieven. Nicht alle Vorstellungen gingen auf, noch wurde keine Meisterschaft gewonnen, aber es gab trotzdem große Dramen und grandiose Siege. Wir haben die unserer Meinung nach zehn größten Meilensteine der letzten zehn Jahre noch ein mal in Erinnerung gerufen und zum Abschluß könnt ihr entscheiden, welches DAS Ereignis für euch in der neuen Halle war …
21.09.2008 – Der Start gegen Quakenbrück
Als ALBA Berlin am 21.09.2008 um 17 Uhr gegen die Artland Dragons Quakenbrück sein allererstes Spiel in der nagelneuen Multifunktionsarena in der Nähe des Berliner Ostbahnhofs startete, lagen Jahre der Entscheidungsfindung und natürlich immer wieder auch Zweifeln hinter dem Management um Marco Baldi. Es lagen jahrelange Bauarbeiten hinter den Planern und Machern der Anschütz Entertainment Group, die es gerade so auf den letzten Drücker geschafft hatten, eine fast fertige, aber immerhin bespielbare Halle hinzustellen. Und es lagen eine Menge Erwartungen vor allen Beteiligten. Ausgang – natürlich ungewiss oder um es mit dem berühmten Kabarettisten Karl Valentin zu sagen: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen…“
Als langjähriger Freund des Berliner Basketballsports fühlte man sich unwillkürlich um 12 Jahre zurück versetzt. Da hatte Alba Berlin nämlich schon einmal einen Umzug gewagt, damals von der Sporthalle Charlottenburg, vulgo: Sömmeringhalle, in die Max-Schmeling-Halle im Prenzlauer Berg. Und es gab unzählige Parallelen zwischen beiden Ereignissen. Der gemeine Berliner hat ja sowieso immer etwas zu meckern, ganz besonders auch bei so weltgeschichtlich ereignisvollen Dingen wie dem Umzug von einer Halle in eine andere. 1996 haderte vor allem der Westberliner mit dem Umzug in den wilden Osten, die Halle lag „am Arsch der Welt“ für alle, für die alles östlich von Kreuzberg eh „Polen“ war und sowieso war die natürlich vieel zu groß und nie wieder würde es so schön werden können, wie in der Sömmeringhalle und wenn es ganz schlimm kommen würde, müsse man am Ende noch länger als gewohnt auf seine Bockwurst warten und teurer wäre sie womöglich auch noch. Zum ersten Heimspiel 1996 in der Schmelinghalle gegen Bayreuth war der Andrang so groß, dass das das Spiel verspätet anfangen musste. Zum ersten Spiel am 21.09.2008 in der „O2 world“ war der Andrang so groß, dass das Spiel verspätet anfangen musste. Der gemeine Berliner hatte sich – selbstverständlich – das Nörgeln in 12 Jahren noch nicht abgewöhnt, war verfestigt in seiner Meinung, dass alles teurer sein würde, die neue Halle natürlich viel zu groß und so schön wie in dr Max-Schmeling-Halle würde es eh nie wieder werden … bloß das Ost-West-Thema spielte beim Umzug von Ost nach Ost keine große Rolle.
Die Fans hatten am Nachmittag des Eröffnungs-Sonntags noch symbolisch mit einem Fahrrad-Korso den „Geist der Schmeling-Halle“ zur neuen Arena gebracht, alles war bereitet und die Artland Dragons aus Quakenbrück sollten die Staffage für die ausverkaufe große Alba-Berlin-Hallen-Eröffnungs-Zeremonie spielen. Die dachten allerdings gar nicht daran, sondern hatten ihre Rolle bei der Show eher als „Spielverderber“ definiert. Die Nervosität bei fast allen Alba-Spielern war nahezu greifbar, lediglich Julius Jenkins, der schon viel von der Basketballwelt gesehen hatte, blieb unbeeindruckt. Statt einer glamourösen sportlichen Show entwickelte sich ein kampfbetontes Spiel, bei dem die Gastgeber bis ins letzte Viertel hinein zittern musste. Nun galt allerdings auch Luka Pavicevic nicht gerade als Prototyp des Glamour-Coaches. Steffen Hamann, Julius Jenkins, Immanuel McElroy, Ansu Sesay und Adam Chubb waren die ersten Spieler, die in einem Pflichtspiel einen Fuß auf das neue Parkett setzten, konnten aber nicht verhindern, dass die Gäste in der ersten Hälfte die Nase vorn hatten (39-45). Nach der Halbzeit legten die Berliner ihre Nervosität langsam ab, verbesserten sich in der Defense, hielten den Gegner bei nur noch 39 Punkten und erzielten selbst 56. Als die Führung drei Minuten vor Spielschluß 10 Punkte betrug, war die Gegenwehr der Quakenbrücker gebrochen und am Ende stand ein 95-84 Auftaktsieg, bei dem Julius Jenkins (25), Ansu Sesay (16) und Sasa Nadjfeji (12) zweistellig punkteten. The Albatros had landed – der Anfang war gemacht, der Auftakt gelungen.
31.3.2010 Geschichte geschrieben zum Ersten –
Mit Sieg gegen Jerusalem ins Final Four des Eurocups
Bereits in der zweiten Saison in der neuen Multifunktionsarena gelang es den Berlinern, Geschichte zu schreiben zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Basketballs hatte sich ein deutsches Team für das Final Four Turnier des Eurocups qualifiziert. Nicht irgendein Team, sondern ALBA Berlin, nicht irgendwo, sondern in der O2 World Berlin. Bis es am 31. März 2010 ebendort um die Qualifikation für das Final Four ging, hatten die Hauptstädter bereits eine sehr gute Eurocup-Saison gespielt. In der ersten Runde gab es Heimsiege gegen Galatasaray Istanbul, BancaTercas Teramo aus Italien und BK Asovmash Mariupol aus der Ukraine und auswärts nur eine Niederlage gegen den türkischen Vertreter. Somit qualifizierte man sich als Gruppenerster für die Top16. Dort ging es gegen Aris Saloniki, Joventut Barcelona und Le Mans Basket deutlich knapper zu. Mit einer Bilanz von 3-2 Siegen ging es im letzten Gruppenspiel auswärts in Badalona um nicht mehr und nicht weniger als das Weiterkommen. Gewinner weiter, Verlierer raus – ganz einfach. Mit einem 68-62 Auswärtssieg hatte Alba das bessere Ende für sich und das Weiterkommen in der Tasche.
Das Viertelfinale wurde mit Hin- und Rückspiel gespielt und die Berliner durften als Gruppenerster zunächst auswärts antreten. Da hätte schon alles vorbei sein können. In der ersten Halbzeit waren die Israelis dominant und Alba kriegte gerade offensiv nichts auf die Reihe, erzielte nur 18 Punkte und lag zur Pause mit 12 zurück. Statt besser wurde es noch schlimmer und bei -20 zur Mitte des dritten Viertels hatten nicht mehr viele noch einen Cent auf die Berliner gewettet. Diese kämpften sich dank eines starken Derrick Byars (17 Punkte, 5 Rebounds in den letzten 15 Minuten zurück. Als zum Spielende nur noch 6 Punkte Rückstand waren, konnte mehr als nur ein kleiner Sieg angesehen werden und ließ alle Chancen für das Rückspiel.
Mit dieser hoffnungsvollen Ausgangslage und der großen Chance, Geschichte zu schreiben, gingen die Karten für das Rückspiel weg, wie die berühmten warmen Semmeln und somit konnte für ein Spiel unter der Woche sogar „ausverkauft“ vermeldet werden. Das gab es in der O2 world auch nicht allzu oft. Die Gäste erzielten zwar die ersten Punkte per Dreier, aber dann legte Alba los, wie die Feuerwerhr. Zunächst mit einer 9-0 Serie, die bis zum Viertelende auf 20-7 ausgebaut wurde – man hatte in neun Minuten nur vier Punkte zugelassen. 13 Punkte Vorsprung, das sah gut aus, zu gut, um wahr zu sein. Denn Hapoel gab sich natürlich lange noch nicht geschlagen und schaffte im zweiten Viertel ein comeback. Mit einer 8 Punkte Führung lag gerade zwei winzige Pünktchen „über dem Strich“. Das komplette Spiel blieb ein Thriller und bot Spannung pur. Die Gastgeber konnten sich nach der Pause zwar erstmals zweistellig absetzen und hielten fast die gesamte zweite Halbzeit den Vorsprung in diesem Bereich, aber eben eben nicht deutlich. Die 6 Punkte aus dem Hinspiel im Hinterkopf war der Abstand so, dass den Israelis zwei, drei unbeantwortete Korberfolge gereicht hätten, um das bessere Ende für sich zu haben. Hätte, hätte … usw. Hat es aber nicht! Es war Rashard Wright zu verdanken, der mit zwei Freiwürfen, einem Assist auf Adam Chubb, einem Rebound und erneut zwei Freiwürfen von 65-57 auf 71-57 für die Vorentscheidung und letztlich für die Qualifikation für das Eurocup Final Four sorgte. Ein Meilenstein für den deutschen Basketball, aber natürlich in erster Linie für ALBA Berlin! Das Spiel hatte viele Helden. Neben Wright, der nervenstark von der Linie war (7/8) waren es erneut Derrick Byars, mit 16 Punkten Topscorer, Adam Chubb (14 Punkte bei nur einem Fehlwurf) oder Immanuel McElroy, der nicht nur selbst 11 Punkte erzielte, sondern auch noch für 6 Assists sorgte. Gewinner waren aber auch die 14.500 Zuschauer, die euphorisch den Heimweg antraten und an diesem Abend noch Reisepläne zum Final Four nach Vittoria schmiedeten.
Wenn das Viertelfinale schon dramatisch war, dann wurde es durch das Final Four noch um Welten getopt. Man könnte über den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull schreiben, der Reisepläne pulverisierte, von hunderten Fans, die es auf abenteuerliche Weise trotzdem nach Spanien schafften, von Adam Chubb mit dem Spiel seines Lebens, von Immanuel McElroy, der auf einem Bein humpelnd den Finaleinzug mit klar machte, von Solidarität in Basketball-Europa, einer kompletten Halle, die im Finale „Alba, Alba“ skandierte und vielem mehr … aber das hätte nichts mehr mit der O2 World zu tun und wäre eh eine eigene Geschichte wert.
6.10.2012 Geschichte geschrieben zum Zweiten –
(mehr als nur) ein Hauch NBA in Berlin
Svetislav Pesic, langjähriger Erfolgstrainer von ALBA Berlin hatte mal gesagt „Wenn man ein großer Verein sein will, muss man in der großen Halle spielen“. Auf jeden Fall muss man wohl in einer Halle von der Größe der O2 World spielen, wenn man sich mit den besten der Welt, d.h. den Teams aus der NBA messen will.
Der beste deutsche Basketballer aller Zeiten gegen das damals noch Powerhouse des deutschen Basketballs in der modernsten Basketballhalle Deutschlands – besser kann man es sich nicht ausdenken! Aber genau dazu kam es am 06. Oktober 2012 als Dirk Nowitzki mit den Dallas Mavericks in der O2 World gegen Alba Berlin im Rahmen der NBA Europe Tour in Berlin antrat. Die sportliche Bedeutung so eines Freundschaftsspiels ist überschaubar, wobei man die Begriffe „Sasa Obradovic“ und „Freundschaftsspiel“ schwer sinnvoll in einem Satz verpackt bekommt. Fast noch interessanter war der unglaubliche und von der NBA bewusst befeuerte Medien-Hype. „Think Big“ und große Show, das kann die beste Liga der Welt. Nicht nur sportlich, auch in Selbstinszenierung ist man Weltklasse. Das Spiel, bei dem sich ALBA Berlin tapfer schlug und am Ende nur 84-89 verlor, hatte mit Deon Thompson (20) den Topscorer auf Berliner Seite, Nihad Djedovic (15), Vule Avdalovic (13) und Yassin Idbihi (12) punkteten ebenfalls zweistellig. Für die Dallas Mavericks kam Shawn Marion auf ein double-double (12 Punkte, 11 Rebouds) sowie Darren Collison (14 Punkte, 9 assists), Chis Kaman und Vince Carter (jeweils 14 Punkte, 6 Rebounds) drückten dem Spiel der Gäste ihren Stempel auf, während Dirk Nowitzki in der „Heimat“ mit 8 Punkten relativ blass blieb und der spätere Bayern München Spieler Jared Cunningham keine einzige Sekunde eingesetzt wurde. Die Show, die sich über mehrere Tage erstreckte und von der wir damals ausführlich berichteten (face2face Interview mit OJ Mayo, , stand im Mittelpunkt und ein wenig vom großen Glanz der großen NBA fiel an diesem Abend auch auf ALBA Berlin.
In den nächsten Tagen geht es weiter mit den Meilensteinen der letzten 10 Jahre – stay tuned!